Seit 1893 - und damit seit über 130 Jahren - befahren Küstenschiffe die Postschifflinie entlang der norwegischen Küste und befördern Post, Fracht und Passagiere zwischen zahlreichen Städten und Küstensiedlungen. Sie bilden ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der norwegischen Seefahrt und vor allem vieler Küstenregionen, die in alten Zeiten ohne diese täglichen Postschiffe kaum überlebensfähig gewesen wären. Täglich legt ein Schiff in der ehemaligen Hansestadt Bergen ab und folgt nach einem feststehenden Fahrplan der gesamten Küste bis zum entfernten Hafen Kirkenes im äußersten Norden des Landes. Die Hin- und Rückfahrt dauert insgesamt 11 Tage.
Schon vor Jahrzehnten entdeckten Besucher diese vielleicht "schönste Seereise der Welt" -
das Interesse ist bis heute ungebrochen. Eine Fahrt mit einem norwegischen Postschiff gilt als
eines der großartigsten Erlebnisse, die das Land zu bieten hat. Unterwegs erlebt man
atemberaubende Küstenlandschaften, spannende Orte, Städte und Sehenswürdigkeiten sowie eine
faszinierende Natur und Vogelwelt - und all dies je nach Reisetermin zu unterschiedlichen
Jahreszeiten. Ganz im Norden hat man im Sommer die Chance, vom Schiff aus die Mitternachtssonne
zu erleben. Im Herbst und Winter kann man dagegen nicht selten Nordlichter bestaunen.
Der Kapitän Richard With gilt als der Gründer der Postschifflinie. Mit seinen akribischen
Vermessungen der norwegischen Küstengewässer schuf er die Voraussetzung für eine ganzjährig und
vor allem auch nachts befahrbare Küstenroute. Das erste Postschiff ging 1893 in den
Liniendienst, zunächst von Trondheim nach Hammerfest. Die Vesteraalens Dampskibsselskab (VDS)
aus Stokmarknes war die erste Reederei. Es folgten eine weitere Postschiff-Linie von Bergen nach
Hammerfest sowie eine dritte von Hammerfest nach Vadsø und später Kirkenes, außerdem wurde über
einen Zeitraum von etwa 20 Jahren die Kystruten auch nach Süden bis Haugesund und Stavanger
erweitert. Die heute bestehende, durchgehende Kystruten-Verbindung Bergen-Kirkenes entstand
schließlich im Jahr 1936. Geändert haben sich im Laufe der Jahre natürlich immer wieder der
Fahrplan, außerdem sind einige ehemals wichtige Häfen entfallen, darunter Gamvik, Alta, Hasvik,
Narvik, Lødingen oder Beian am äußeren Trondheimfjord. Zusätzlich machen Postschiffe heute auch
Umwege um touristisch reizvolle Passagen zu integrieren, z.B. in den Geirangerfjord oder den
Hjørundfjord. In Zukunft wird ein inzwischen beschlossener Schiffstunnel
bei Stad zur Umgehung des oft stürmischen Westkaps eine neue Routenvariante und einzigartige
Attraktion darstellen.
Nach schwierigen Kriegs- und Nachkriegsjahren wurde der tägliche Liniendienst in den 50er Jahren
mit einer Reihe von neuen Schiffen wieder aufgebaut. Neue Schiffsgenerationen gab es außerdem in
den 80er und 90er Jahren, zuletzt wurden 2002, 2003 und 2009 neue Postschiffe in Betrieb
genommen. Insgesamt stellten bis heute insgesamt 10 unabhängige Reedereien Schiffe für die
Postschifflinie bereit, teilweise waren Schiffe von bis zu 6 Reedereien gleichzeitig im
Liniendienst. Durch das Ausscheiden einiger Reedereien sowie Fusionen anderer Reedereien
entstand ab 2006 schließlich die heutige Reederei Hurtigruten.
Der Seeweg entlang der norwegischen Küste ist im deutschsprachigen Raum als "Postschiffroute"
oder auch "Hurtigrute" bekannt, wobei Hurtigruten ebenfalls der Name der Reederei ist, die
bisher alle Postschiffe im Liniendienst betrieb. Der offizielle norwegische Name für den Seeweg
lautet jedoch "Kystruten" - ein Name, der bereits früher geläufig war, jedoch seltener genutzt
wurde. Im Jahr 2021 standen einschneidende Neuerungen an, denn seither sind zwei
Postschiff-Anbieter unterwegs - eine Änderung mit weitreichenden Auswirkungen. Neben Schiffen
der etablierten Hurtigruten-Reederei fahren nun auch neue Schiffe der Reederei Havila. Damit
gibt es zwei Anbieter von Postschiffreisen auf der Kystruten. Die beiden Reedereien wechseln
sich im Fahrplan ab – weiterhin gibt es an jedem Tag ein Postschiff.
Das norwegische Verkehrsministerium bezuschusst Personen- und Warentransport auf der Postschiff-Strecke zwischen Bergen und Kirkenes, um diese für das Land wichtige Verkehrsinfrastruktur als ganzjähriges und tägliches Angebot zwischen den 34 Häfen entlang der Küste zu erhalten. Die Ausschreibung für den neuen 10jährigen Vertragszeitraum begann 2017 und wurde bis Ende März 2018 verhandelt - mit dem Ergebnis, dass ab 2021 zwei unterschiedliche Reedereien Postschiffe für die Kystruten bereitstellen.
Aufgrund erhöhter Umweltschutzanforderungen und Emissionsgrenzwerte müssen seit 2021
schadstoffarme Schiffe auf der Postschifflinie unterwegs sein. Havila nutzt dafür komplett neue
Schiffe mit LNG-Antrieb und Batterien um emissionsfrei in Fjorde fahren zu können. Die neuen
Schiffe wurden in der Türkei gebaut. Die beiden ersten Schiffe waren Ende des Jahres 2021
einsatzbereit, die beiden weiteren zur Jahresmitte 2023. Auch die auf der Kystruten verbleibenden
Hurtigrutenschiffe wurden oder werden noch umgerüstet, um die neuen Anforderungen zu erfüllen.
Die Corona-Krise hatte ab März 2020 massive Auswirkungen auf die Kystruten. Touristische
Postschiffreisen waren über Monate hinweg überhaupt nicht mehr möglich, selbst die norwegische
Lokalbevölkerung durfte die Postschiffe zeitweise nur für kurze Distanzen nutzen. Die Versorgung
abgelegener Orte wurden durch einen Notfahrplan aufrechterhalten, teilweise waren die Schiffe
nur auf der Strecke Bodø-Kirkenes-Bodø unterwegs. Ab Jahresbeginn 2021 wurde wieder die gesamte
Kystruten-Strecke bedient, jedoch nur jeden zweiten Tag. Ab Mitte 2021 begann dann langsam wieder der
Normalbetrieb.
Die Reederei Hurtigruten blickt auf eine lange Postschifftradition zurück und entstand nach Fusion kleinerer Reedereien und Namensänderungen. Der bewährte Anbieter von Postschiffreisen hat in der Vergangenheit auch starkes Engagement als Anbieter von Expeditions-Kreuzfahrten vor allem in Polarregionen entwickelt. Seit einigen Jahre befindet sich das Unternehmen im Besitz britischer Finanzinvestoren. Hinter Havila steht eine erfahrene norwegische Reederfamilie aus Fosnavåg bei Ålesund, die mit ihren neuen Schiffen den Fokus auf die traditionelle Postschifflinie legen möchte. Die neue Postschiffreederei beschäftigt inklusive Verwaltung bis zu 600 Mitarbeiter. Auch Hurtigruten möchte mit weiteren Mitarbeitern in Tromsø das Profil der eigenen Postschiffe und der Postschifflinie stärken. Ausserdem wurden Schiffe umgebaut und sind nun als Expeditionsschiffe auf neuen Routen entlang der norwegischen Küste unterwegs.
Seit über 125 Jahren verkehren täglich Postschiffe auf der traditionellen norwegischen Postschifflinie zwischen Bergen und Kirkenes. Der offizielle Name für den Seeweg lautet Kystruten. Bisher waren ausschließlich Schiffe der Reederei Hurtigruten auf der Kystruten-Strecke im Einsatz. Nun gibt es Postschiffe von zwei Reedereien: Hurtigruten und Havila-Kystruten. Norwegen-Besucher können somit aus unterschiedlichen Postschiff-Reiseangeboten wählen! Wir stellen Ihnen die Angebote beider Reedereien vor.
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